Spezies der Woche #119 – Lachs

Lachs? Oh, lecker!“ So denken sicher viele Menschen. Aber da der Lachs bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die wichtigste Fischart im Rhein und seinen Nebengewässern war, sollen sich Dienstmädchen der Legende nach geweigert haben, eine Stelle anzutreten solange nicht garantiert wurde, dass es auch andere Verpflegung als Lachs gabDas Orientierungsvermögen des Lachses, der von den Küsten im Nordatlantik und der Nordsee nach Hause in das Gewässer findet, in dem er einst schlüpfte, ist ebenfalls legendär.
Verbreitungsstatus in Rheinland-Pfalz
Vom Aussterben bedroht
Restvorkommen
Wieslauter, Rhein
Letzte Sichtung
2018
Lebensraum
Küste von Nordsee und Nordatlantik, kühle Gewässer mit kiesigen Gruben
Gefährdung
 Bebauung von Flüssen, Klimawandel
Lachse werden durchschnittlich zwischen 50 und 120 cm groß, in Ausnahmefällen auch bis zu 150 cm, und zwischen 20 und 30 kg schwer. Ihre Farbe wechselt kurz vor dem Laichen von bläulich-grau zu bräunlich (Weibchen) beziehungsweise rostrot (Männchen). Männliche laichbereite Lachse erkennt man zudem an ihrem hakenförmigen Unterkiefer.
Als Wanderfische verbringen Lachse ihre Wachstumsphase von ein bis drei Jahren im Meer, wandern aber zum Laichen zurück in die Flüsse, in denen sie geschlüpft sind. Diese hindernisreiche Wanderung dauert bis zu einem Jahr. Anfang November bis Ende Februar erreichen sie ihre Laichgebiete in den Oberläufen der Flüsse. In den sauberen Kies schaufelt das Lachsweibchen eine Grube, in die sie die Fischeier ablegt. Meist sterben sowohl Weibchen als auch Männchen direkt nach dem Ablaichen. Aus den Eiern entwickeln sich nach 40 bis 200 Tagen die zarten Fischlarven. Diese bleiben je nach Region ein bis fünf Jahre im Süßwasser, bevor sie als Jungfische ins Meer wandern.
In Kanada sind in den letzten Wochen wegen anhaltender Dürre hunderttausende Lachse qualvoll gestorben. Und auch bei uns setzt die steigende Wassertemperatur den Tieren zu. Die zurückwandernden Lachse warten Hochwasserzeiten ab, um Barrieren leichter überwinden zu können. Bleiben diese aus, müssen sie notgedrungen in weniger geeigneten Gebieten laichen. Das führt zu einer geringeren Überlebenswahrscheinlichkeit der Nachkommen. Bei den pazifischen Lachsen konnte man bereits feststellen, dass sich die Population zu besonders früh im Jahr laichenden Tieren verschiebt.
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts stellte man fest, dass die Lachsbestände immer weiter zurückgingen. Um die Versorgung mit Lachs zu sichern, schloss man 1885 den „Vertrag zwischen Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz, betreffend die Regelung der Lachsfischerei im Stromgebiet des Rheins“ (sog. Lachsvertrag). Die vereinbarten Schon- und Fangregeln und die Aussetzung von geschlüpften Lachslarven hatte jedoch wenig Erfolg. Die staatliche Fischzucht Trier im Avelsbacher Tal musste in den 1930 aus Ermangelung an Fischen, aus denen man Brütlinge ziehen konnte, aufgegeben werden.
Im Jahr 2004 begann ein französisch-deutsches Projekt zur biologischen Entwicklung der Wieslauter einschließlich der Wiederansiedlung des Lachses, bei dem ebenfalls bis 2017 etwa 200.000 Brütlinge in der Wieslauter gesetzt wurden. Ähnliche Projekt gab es seit 1998 an Sieg, Lahn, Saynbach und Ahr. Ziel war die Wiederansiedlung des Lachses auf „Populationsniveau“ – also der Aufbau sich selbst tragender Bestände bis zum Jahr 2020. Leider sind die Zahlen der aus dem Meer zurückkehrenden Lachse nicht so hoch wie erhofft und die Populationen sind immer noch nicht stabil. Um herauszufinden, welche Zucht und Besatzstrategien funktionieren, forscht die Universität Koblenz-Landau derzeit an einem genetischen Monitoring der wenigen Lachs-Rückkehrer. Man erhofft sich dadurch entscheidende Hinweise auf das richtige Management von Lachs-Programmen.
Tipp für diejenigen, die sich beim Lesen schon Gedanken über das nächste Mittagessen oder das Weihnachtsmenü machen: Achtet darauf, dass es sich um Lachs aus BioAquakulturen handelt und macht den Lachs vom Alltags- zum Festessen für besondere Gelegenheiten.
Politisch notwendig:
·         Unterstützung der Renaturierungsforschung
·         Unterstützung von Renaturierungs/Wiederansiedlungsprojekten
·         Renaturierung von Gewässern, Beseitigung von Barrieren
·         Bekämpfung des Klimawandels
Foto : Von Hartley, William W. – U.S. Fish & Wildlife Service, WO4846-highlights (crop of full image), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=119106