Spezies der Woche #100- Wasserspitzmaus
Unsere 100. Spezies der Woche war früher ein pfalzweiter Kinderschreck. „Pass auf, die Wasseratte beißt dir in die Zehen“ wurde fast jedes Kind, das die Füße in Dorfbäche und Weiher baumeln ließ, von besorgten Erwachsenen gewarnt. Leider können Kinder heute kaum jemals eine Wasserspitzmaus sehen. Denn sie ist sehr selten geworden.
Verbreitungsstatus in Rheinland-Pfalz | gefährdet |
Restvorkommen | Bayern, Mitteleuropa |
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz | 2017 bei Haßloch |
Lebensraum | Feuchte Wiesen und naturnahe Gewässer |
Gefährdung | Gewässerverbauung, Gewässerverschmutzung, Insektensterben |
Die Wasserspitzmaus und ihre noch seltenere Verwandte, die Sumpfspitzmaus, sind Ureinwohnerinnen von Rheinland-Pfalz. Aber heute stehen sie auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Da sie etwas größer sind als Feld- und Hausmäuse, wurden sie als “Wasserratte” bezeichnet. Dabei sind Spitzmäuse weder Ratten noch Mäuse, sondern als Insektenfresser eher mit Igel und Maulwurf verwandt.
Wasserspitzmäuse leben vorzugsweise an Gewässerufern, können hervorragend schwimmen und tauchen und zählen zu den ganz wenigen Säugetierarten, die Gift produzieren können. Mit unter der Zunge liegenden Drüsen erzeugen die Wasserspitzemäuse ein giftiges Sekret, um ihre meist sehr zappelige Beute im Wasser töten und dann an Land zu verspeisen zu können. Gefährlich wird es aber nur, wenn man selbst nur mausgroß ist. Für Menschen ist das Gift ungefährlich und die Wasserspitzmäuse interessieren sich auch nicht für Kinderfüße- und zehen.
Um lange tauchen zu können, wendet die Wasserspitzmaus einen Trick an: Sie reibt ihr Fell vor dem Tauchgang an Pflanzen und lädt es so elektrostatisch auf. Dadurch bildet sich zwischen Haut und Fell ein Luftfilm, und der Pelz wird beim Tauchen nicht durchnässt. Das Luftpolster erhöht allerdings ihren Auftrieb, sodass sie sich häufig an Pflanzen und Steinen festhalten oder stark mit den Hinterläufen rudern müssen, um nicht nach oben getrieben zu werden. Sie taucht bis zu zwei Meter tief, allerdings beträgt die Dauer eines Tauchgangs maximal 20 bis 30 Sekunden.
Ihren Bau legen Wasserspitzmäuse unterirdisch in höher gelegenen Uferbereichen an. Dabei nutzen sie auch verlassene Mauslöcher und verbinden diese Höhlen mit selbst gegrabenen Gängen mit dem nächsten Gewässer.
Die Wasserspitzmaus ist gut an das Leben im Wasser angepasst, braucht aber klare, wenig verschmutzte Gewässer. Die Gefährdung dieser Lebensräume durch Gewässerverbauung und Nutzungsintensivierung ist, neben schlechter Wasserqualität und mangelndem Nahrungsangebot, ein großes Problem. Weil die Wasserspitzmaus in eingedohlten und kanalisierten Bächen nicht jagen kann, ist ihr mit dem Erhalt und der Renaturierung solcher Gewässer am meisten geholfen. Reich strukturierte Fließgewässer mit hoher Wasserqualität bieten ein gutes Nahrungsangebot und sind daher der ideale Lebensraum.
Die Schwesterart der Wasserspitzmaus, die Sumpfspitzmaus, lebt bevorzugt in sumpfigen Wiesen und ist noch seltener. Sie gilt als stark gefährdet und konnte in Rheinland-Pfalz schon seit einigen Jahren nicht mehr nachgewiesen werden. Weltweit nehmen ihre Bestände deutlich ab.
Politisch notwendig:
· Renaturierung von Gewässern
· Erhalt und Sicherung von naturnahen Gewässern
Foto: creativenature.nl / stock.adobe.com
Anlässlich unserer 100. Spezies der Woche veranstalten wir ein Webinar zum Thema: Mäuse und Menschen- Was wir für den Artenschutz tun müssen.
Und wer sich für die vorherigen 99. Spezies der Woche interessiert, wird hier fündig.