Plastik – was ist das eigentlich?

Plastik ist nicht gleich Plastik. Manche Unterschiede der so bezeichneten Materialien sind mit bloßem Auge sichtbar oder mit dem Tastsinn wahrnehmbar. Andere können nur durch chemische Analyse oder mit physikalischen Testverfahren erschlossen werden. Ganz schwierig wird es, wenn mehrere Kunststoffsorten zusammen verarbeitet werden, wie es oft bei Lebensmittelverpackungen der Fall ist.

Das Wort Plastik stammt aus dem Griechischen: πλαστική = plastikḗ = bildende / gestaltende / formende Kunst. Im Unterschied zur Skulptur, die durch Abtragen von Material gestaltet wird, wird eine Plastik durch Auftragen und Modellieren hergestellt. Soweit die Bedeutung, die über Jahrtausende hinweg gültig war.

Modellieren und Gestalten ist mit Kunststoffen in der industriellen Produktion viel einfacher, schneller und weniger aufwändig möglich als mit reinen Naturmaterialien. Zum Einen liegt das an der Gleichförmigkeit der Ausgangsstoffe; zum Anderen besteht durch Variation der Grundbausteine und Auswahl von Zusatzstoffen eine unglaubliche Vielfalt von Möglichkeiten, einen Kunststoff mit genau den gewünschten Eigenschaften herzustellen. Allein die deutsche Wikipedia listet über 80 verschiedene Kunststoffsorten – ohne Berücksichtigung der Zusatzstoffe.

Plastik besteht – das gilt für alle Sorten – aus organischen Makromolekülen. Das sind lange Ketten oder Gerüste, die vorwiegend aus Kohlenstoff gebildet werden. Natürliche organische Makromoleküle sind beispielsweise Lignin, das in Bäumen oder Sträuchern für die Verholzung der Zellwände sorgt, oder Stärke, das aus Zuckerbausteinen gebildete Kohlenhydrat in Kartoffeln, Reis oder Getreide. Kunststoffe hingegen werden zum größten Teil aus Erdölbestandteilen hergestellt (das beansprucht ca. 8 % der globalen Ölfördermenge). Sehr früh wurde erkannt, dass Kunststoffe gegenüber den meisten äußeren Einflüssen überaus stabil sind. Dies trug in hohem Maße zu ihrem Erfolg bei: es ist einfach praktisch, wenn bspw. Behältnisse weder rosten noch schimmeln und wasserdicht sind. Dennoch erscheint aus heutiger Sicht unverständlich, wie sorglos diese Materialien in die Umwelt eingebracht wurden – und werden. Jährlich werden ca. 300 Millionen Tonnen Kunststoff produziert, davon landen 10 % direkt in den Weltmeeren. Selbst in Europa werden nur 30 % recycelt, meist als „Downcycling“: der Inhalt der eingesammelten Gelben Säcken wird zusammengeschmolzen und zu Parkbänken und dergleichen verarbeitet.

Ich will es gar nicht verhehlen; Kunststoffe sind chemisch gesehen äußerst faszinierend. Deshalb bin ich auch überzeugt davon, dass ihre Nutzung in ausgewählten Bereichen sehr sinnvoll ist. Allerdings gehört der Löwenanteil der heute verwendeten Anwendungsfälle nicht dazu: Verpackungen, nicht-medizinisch verwendete Einwegprodukte, Baumaterialien, Dekorationen…

Ich werde in unregelmäßigen Abständen weitere Beiträge zum Thema posten – schaut vorbei…