Bienen
Seit mindestens 9.000 Jahren nutzen wir Menschen Honig und Wachs der Honigbiene. Der Bienenstaat (in der Imkersprache „der Bien“) fasziniert viele: die strikte Arbeitsteilung, die selbstlose Aufopferung für die Gemeinschaft, das bewundernswerte Orientierungsvermögen, die ausgeklügelte Tanzsprache. Wohl deshalb halten 95 % der Imker*innen in der EU nicht hauptberuflich Bienen, sondern als Nebenerwerb oder als Hobby. Denn: wen die Bienen einmal „gepackt“ haben, den lassen sie nicht mehr los. Leider bin ich mittlerweile viel zu viel unterwegs, als dass ich die Hobbyimkerei weiter betreiben könnte, deshalb haben „meine“ Bienen ein neues Zuhause auf der anderen Rheinseite gefunden.
Der Biene geht es aber schlecht. Sehr schlecht. Die Agrarlandschaft wird immer eintöniger, sodass auch das Nahrungsangebot keine Abwechslung bietet. Neonicotinoide schädigen das Gedächtnis und das Heimfindevermögen. Glyphosat greift die Darmflora an und schwächt so das Immunsystem der Biene. Dabei sind unsere Bienenvölker ohnehin auf die Betreuung durch Imker*innen angewiesen: die Varroa-Milbe ist in Europa nahezu überall präsent; ohne regelmäßige Behandlung überstehen die Völker den Winter nicht. Der Ursprungswirt der Milbe, die Östliche Honigbiene, hat Abwehrmechanismen entwickelt, aber die Europäische Honigbiene eben nicht. Genausowenig wie unsere heimischen Wildbienen und Hummeln, von denen mehr als die Hälfte der über 500 Arten auf der Roten Liste steht.
Wildbienen leben anders als Honigbienen überwiegend solitär und sind oft auf ganz spezielle Habitate oder Wildkräuter angewiesen. Manche bauen ihre Niströhren nur in bestimmte Materialien, andere benötigen Pollen einer einzigen Pflanze zur Versorgung ihrer Brut. Oft sind ihre Flugstrecken sehr kurz, so dass alles Lebensnotwendige in einem Umkreis von wenigen hundert Metern zu finden sein muss. Durch den Rückgang der Artenvielfalt an den Feldrainen – und vermehrt auch in den Vorgärten, die zu Steinwüsten umgestaltet werden – sind sie massiv bedroht. Was viele nicht wissen: Wildbienen sind unsere wichtigsten Bestäuber. Sie können durch Honigbienen nicht ersetzt werden. Umso wichtiger ist es, sie besser zu schützen.
Was wir brauchen:
- Moratorium für Neonicotinoide und Glyphosat
- Reform der Zulassungsverfahren für Pestizide, damit Auswirkungen auf Wildbienen besser untersucht werden
- Umgestaltung der Agrarförderung der EU, damit Bäuerinnen und Bauern, die insektenfreundlich wirtschaften, dafür belohnt werden
- Ende des Vollzugsdefizits: wer Pestizide nicht nach den gesetzlichen Standards ausbringt, muss angezeigt und bestraft werden. Wenn Ackerrandstreifen illegal unter den Pflug genommen werden, darf das nicht ignoriert werden.
- Und natürlich mehr Bildung und Aufklärung: nur was man kennt, kann man schätzen und schützen