Europäische Umweltagentur: Europäische Stadtluft macht krank

Heute veröffentlichte die Europäische Umweltagentur (EEA) einen Bericht zur Luftqualität in Europa. 97 Prozent der städtischen EU-Bevölkerung sind Feinstaubbelastungen ausgesetzt, die über den neuen Richtwerten der WHO liegen. Ähnlich sieht es bei Stickoxiden (94 Prozent) und Ozon (99 Prozent) aus. Der Urbanisierungsgrad in der EU beträgt 75 Prozent.

Trotz zum Glück zurückgehender Luftverschmutzung schätzt die EEA, dass im Jahr 2019 307.000 Menschen in der EU vorzeitig an den Folgen der chronischen Feinstaubbelastung starben. Mehr als die Hälfte dieser Todesfälle (58 %) ist vermeidbar, wenn die Grenzwerte der EU den neuen Empfehlungen der WHO angeglichen werden. Für Feinstaub (PM 2.5) liegt der WHO-Richtwert bei 5 µg/m3, doch in der EU wird erst ab 25 µg/m3 von qualitativ schlechter Luft gesprochen.

Während die Schadstoffbelastung in den Städten allmählich sinkt, sind die vorwiegend aus der Landwirtschaft stammenden Emissionen von feinstaubbildendem giftigen Ammoniak und dem Ozon-Vorläufer Methan seit Jahren nur wenig zurückgegangen.

Im Rahmen der Revision der EU-Luftqualitätsrichtlinie können sich Bürgerinnen und Bürger noch bis zum 16. Dezember an der öffentlichen Konsultation der Europäischen Kommission beteiligen.

 

Hierzu kommentiert die grüne Gesundheitsexpertin im Europäischen Parlament Jutta Paulus:

„Die neuen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation zur Luftqualität sind der Standard, den die Wissenschaft uns ins Stammbuch schreibt. Das Europäische Parlament hat die Europäische Kommission bereits im März dazu aufgefordert, bei der Neufassung der EU-Luftqualitätsrichtlinie die Richtwerte der WHO zu übernehmen. Denn Feinstaub tötet. Verglichen mit 2005 sterben heute 33 Prozent weniger Menschen an den Folgen der chronischen Feinstaubexposition, bei Einhaltung der WHO-Richtwerte wären es sogar 72 Prozent.

Alle Menschen in Europa haben ein Recht auf saubere Luft. Drei von vier Europäerinnen und Europäer leben in Städten und fast alle atmen schadstoffbelastete Luft. Verbrennungsprozesse verursachen nicht nur klimawirksames CO2, sondern auch gesundheitsschädliche Feinstaub-, Stickoxid- und Schwefeldioxidemissionen. Der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor und der Umstieg auf Erneuerbare Energien sind nicht nur eine Klimafrage, sondern auch ein Gebot des Gesundheitsschutzes.  Doch auch auf dem Land sind Schadstoffe allgegenwärtig. Die durch die industrielle Tierhaltung verursachte Luftverschmutzung darf nicht länger vernachlässigt werden. Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Grenzwerte für Ammoniak und Methan bei der Neufassung der Industrie-Emissions-Richtlinie wirksam gesenkt werden.“

 

Weitere Informationen:

Bericht der EEA „Air quality in Europe 2021“: https://www.eea.europa.eu/publications/air-quality-in-europe-2021/air-quality-in-europe-2021

Öffentliche Konsultation der Europäischen Kommission: https://ec.europa.eu/info/law/better-regulation/have-your-say/initiatives/12677-Revision-of-EU-Ambient-Air-Quality-legislation/public-consultation_en