PRESSEMITTEILUNG: 35 Jahre Nuklearkatastrophe von Tschernobyl: Europäische Atom-Nostalgie stoppen! 

PRESSEMITTEILUNG, Freitag, 23. April 2021 – Brüssel

35 Jahre Nuklearkatastrophe von Tschernobyl: Europäische Atom-Nostalgie stoppen! 
Am 26. April 1986 ereignete sich im Atomkraftwerk Tschernobyl eine nukleare Katastrophe, die unzählige Tote, Verletzte und Erkrankte zur Folge hatte und die bis heute nachwirkt. Belastete Wildschweine oder Pilze müssen aus dem Verkehr gezogen werden, Schilddrüsen- und Brustkrebsfälle in den vom Fall-out betroffenen Gebieten sind immer noch erhöht. 
 
Während Deutschland bis Ende 2022 komplett aus der Kernenergie aussteigen wird, halten andere europäische Staaten weiterhin an der Atomkraft fest oder planen sogar den Einstieg. Zudem droht die Einstufung der Atomkraft als „nachhaltige“ Technologie unter den neuen EU-Regeln für Investitionen, der sogenannten Taxonomie. Diese legt fest, welche Finanzprodukte als „nachhaltig“ gekennzeichnet werden dürfen. Gemäß eines Berichts von Wissenschaftlern von EURATOM wird Atomkraft als „nicht weniger nachhaltig als andere in der Taxonomie erwähnte Technologien bezeichnet. Der Bericht soll noch von zwei Expertengruppen beurteilt werden, die Ergebnisse werden im Juni erwartet.
 
 
Hierzu kommentiert die Energieexpertin und Europaabgeordnete Jutta Paulus, Mitglied im Umweltausschuss, stellvertretendes Mitglied im Industrieausschuss des Europäischen Parlaments:
 
„Wir brauchen schnellstmöglich einen europäischen Atomausstieg und das Ende von Investitionen in diese teure und gefährliche Technologie. Gerade Deutschland, wo der Atomausstieg beschlossene Sache ist, muss sich intensiv für die Europäische Energiewende einsetzen. Obwohl es längst kostengünstige, klimafreundliche und umweltschonende Alternativen gibt, bleiben eine Hand voll europäischer Staaten in der Atomeuphorie der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts gefangen. Dabei wird in der EU heute mehr Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt als aus Atomkraft.
 
Das Steuergeld der EU-Bürgerinnen und -Bürger und der Europäische Grüne Deal dürfen nicht zur Rettung maroder Meiler missbraucht werden. Jeder Cent für die Atomkraft ist ein Cent, der Erneuerbaren Energien und Speichertechnologien fehlt. Es ist zynisch und gefährlich, dass mehrere EU-Länder Atomkraft als „grüne Technologie“ einstufen wollen und Laufzeiten von bis zu 60 Jahren anstreben. Die Gefahr eines Unfalls wächst mit zunehmendem Alter der Reaktoren, die weder den heutigen Sicherheitsstandards entsprechen, noch nachgerüstet werden können.
Zudem verseucht der Uranabbau ganze Landstriche, und wir wissen bis heute nicht, wo der Jahrtausende strahlende Atommüll deponiert werden soll.“