PRESSEMITTEILUNG: Europäische Umweltagentur: EU-Schifffahrt muss nachhaltig, widerstands- und wettbewerbsfähig werden

PRESSEMITTEILUNG, Mittwoch, 1. September 2021 – Brüssel

Europäische Umweltagentur: EU-Schifffahrt muss nachhaltig, widerstands- und wettbewerbsfähig werden

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Zunahme des weltweiten Schiffsverkehrs hat die Europäische Umweltagentur (EEA) gemeinsam mit der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) einen Bericht veröffentlicht, der erstmals das volle Ausmaß der Folgen durch den EU-Schifffahrtssektors auf die Umwelt darstellt.

Der Seeverkehr ist ein wichtiger Anker europäischer Handelspolitik und bewegt 77 Prozent des europäischen Außenhandels. Gleichzeitig ist die Seeschifffahrt für 13,5 Prozent der europäischen Transportemissionen verantwortlich, jedoch ohne bindenden Reduktionsmaßnahmen unterworfen zu sein. Schwefeldioxide, Öllecks und Unterwasserlärm gefährden die Gesundheit von Meerestieren und Pflanzen und bedrohen die Artenvielfalt in unseren Meeren.

Die EEA geht sowohl auf bereits verfügbare als auch auf noch benötigte Maßnahmen für eine nachhaltigere Seeschifffahrt ein. So könnte eine Geschwindigkeitsdrosselung um 20 Prozent die Lärmbelastung deutlich verringern. Zahlreiche weitere Maßnahmen, wie die Nutzung alternativer Treibstoffe und die Elektrifizierung von Häfen, müssen folgen. Dies liege auch im wirtschaftlichen und industriellen Interesse Europas.

Hierzu kommentiert Jutta Paulus, verhandlungsführende Europaabgeordnete bei den Verhandlungen zwischen Europäischer Kommission, Europäischem Parlament und Rat der EU zur Verordnung über CO2-Emissionen der Seeschifffahrt („MRV Verordnung“):

„Die Europäische Umweltagentur zeigt erstmals das gesamte Ausmaß der Umwelt- und Klimafolgen durch den Seeverkehr auf. Wir müssen schnell und umfassend der vorhergesagten Zunahme von Treibhausgas- und Schwefeldioxidemissionen entgegensteuern, um die Seeschifffahrt nachhaltiger, widerstands- und wettbewerbsfähiger zu machen.

Bis heute ist die Seeschifffahrt keinerlei bindenden Maßnahmen zur Emissionsreduktion unterworfen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht nachvollziehbar, warum die Europäische Kommission im Rahmen der Reform des Europäischen Emissionshandels die Seeschifffahrt nur zögerlich einbinden will. Für „open scrubbers“ zur Abgasreinigung, deren Abwässer einfach ins Meer geleitet werden, muss es ein Enddatum geben. Das Verursacherprinzip muss endlich auch für unsere Meere gelten. Europa muss führend bei der Forschung und Entwicklung nachhaltiger Schiffsantriebe werden. Das ist nicht nur eine Frage des Umweltschutzes, sondern schlicht der Wettbewerbsfähigkeit.

Neben Maßnahmen für eine nachhaltigere Seeschifffahrt brauchen wir einen Meeresschutzfonds, damit Schutzgebiete nicht nur auf dem Papier existieren, sondern auch finanziert werden. Das Europäische Parlament hat bereits letzten September gefordert, aus den Erträgen des neuen EU-Emissionshandels für die Seeschifffahrt einen Ocean Fund zu finanzieren. Es ist skandalös, dass die Kommission diesem Beschluss nicht gefolgt ist. Dies muss in den Verhandlungen um den neuen Emissionshandel korrigiert werden.“

 

Jutta Paulus steht gerne für Rückfragen und Interviews zur Verfügung.

European Maritime Transport Environmental Report 2021 : https://www.eea.europa.eu/publications/maritime-transport/