Problemlösungen aus der Natur

Der Klimawandel ist da und die Anpassung von Städten, Landwirtschaft und Wirtschaft notwendig. Um Vorbereitungen für zunehmende Hitzewellen, Dürren und extreme Wetterereignisse zu treffen, gibt es zahlreiche europäische Projekte, die vor allem auf die Natur als Lösungsansatz setzen. Einerseits sollen so weitere Schäden für Infrastruktur, Gesundheit und Umwelt vermieden werden, anderseits gilt es, von bestehenden Konzepten der Natur zu lernen.

Der Bericht der Europäischen Umweltagentur mit dem Titel „Nature-based Solutions“ stellt naturbasierte Lösungen zur Anpassung an den Klimawandel und die Verringerung von Risiken schwerer Schäden vor. Er bezeichnet naturbasierte Lösungen als Dachkonzept, das andere etablierte Ansätze umfasst, z. B. den Ökosystemansatz und ökosystembasierte Ansätze, nachhaltiges Management, ökosystembasiertes Management, nachhaltige Waldbewirtschaftung, grüne Infrastruktur und blau-grüne Infrastruktur, natürliche Wasserrückhaltemaßnahmen und ökosystembasierte Katastrophenrisikominderung.

Der Report stellt neben guten Beispielen aber auch fest, dass naturbasierte Lösungen von gesunden Ökosystemen abhängen, die ihrerseits anfällig für den Klimawandel sind. So könnte ihr Potenzial zur Klimawandelanpassung und zur Verringerung der Risiken in Zukunft möglicherweise schwinden. Schon deshalb ist ein pfleglicher Umgang mit der Natur notwendig!

Besonders spannend sind guten Erfahrungen aus einzelnen Mitgliedsstaaten zum Beispiel diese:

LIFE Resilient Forest

Die Forstverwaltungen in Deutschland, Portugal und Spanien wollen im Rahmen des Projekts LIFE RESILIENT FORESTS die Widerstandsfähigkeit der Wälder gegen die Folgen des Klimawandels, Waldbrände und Umweltzerstörung verbessern. Das übergeordnete Ziel ist die Entwicklung eines sinnvollen Forstmanagementansatzes, der als Blaupause auch für andere Mitgliedsstaaten dienen kann. Das System wird an unterschiedliche Bedingungen angepasst und an drei Standorten in Deutschland, Portugal und Spanien erprobt. Unterstützen soll ein vollständiges Überwachungssystem von Klimadaten, Bodenbeschaffenheit, Vegetation und Ökobilanzbewertung. So sollen forstwirtschaftliche Maßnahmen nach Art, Zeitpunkt und Ort individuell angepasst werden können.

Agroforst um Montpellier – Steigende Resilienz und erhöhte Produktivität

Trockenheit und Wasserknappheit beeinträchtigte Landwirtschaft um Montpellier in Südfrankreich gibt bereits heute einen Ausblick auf mögliche Folgen des Klimawandels. Im Rahmen eines SAFE (Silvoarable Agroforestry for Europe) Projekts wurden Walnussbäume und Weizenanbau kombiniert und diese Bewirtschaftungsweise wissenschaftlich ausgewertet. Neben den positiven Effekten von Verschattung und Erosionsschutz ist durch die Walnussernte ein zusätzlicher Ertrag auf denselben Ackerflächen möglich. Bisherige Erkenntnisse zeigen eine Produktionssteigerung um 40%. Langfristig eignet sich auch das Walnussholz als weitere Einnahmequelle. Zudem sind positive Effekte auf die Biodiversität zu erwarten. Frankreich plant nach diesen positiven Erfahrungen, innerhalb der nächsten 20 Jahre 500.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche zu Agroforstflächen weiterzuentwickeln.

Tullstorpsan – Feuchtgebiete und Auen als Flutpuffer und Filter

Im 19. Jahrhundert wurde die landwirtschaftliche Fläche in Schweden stark ausgeweitet. Dabei wurden Gewässer kanalisiert und Feuchtgebiete trockengelegt, so auch der Tullstorp. Als Folge befand sich der Fluss 2009 in einem schlechten ökologischen Zustand, der Nährstoffeintrag in die Ostsee war hoch, und es kam immer wieder zu Überschwemmungen. Gleichzeitig wurden die anliegenden Felder einerseits dräniert, andererseits bei anhaltender Trockenheit bewässert. Zukünftig sollen entlang des gesamten Flusses breite Renaturierungsstreifen angelegt werden, die die Wasserhaltefähigkeit der Uferbereiche des Tullstorps erhöhen. Durch bisher angelegten Gewässerrandstreifen konnte bereits heute eine Verringerung des Nitrat- und Phosphoreintrags in die Ostsee um 30 % bzw. 50% festgestellt werden. Außerdem sollen wiederhergestellte Weiher und Tümpel als Speicher für Wasser dienen.
Bisher wurde ein 10 km langer Uferstreifen mit 169 ha angrenzendem Feuchtgebiet so renaturiert, dass 39 Kleingewässer wiederhergestellt wurden. Weitere elf Gewässer sollen in den nächsten Jahren angegangen werden. Dadurch kann das Wasser besser in der Fläche gespeichert werden und sorgt für eine verminderte Austrocknung sowie eine bessere Wasseraufnahmefähigkeit der Böden. In den Hochwasserzeiten im Winter und im Frühling soll das Flusswasser teilweise in Wasserreservoirs geleitet werden, um es der Landwirtschaft in den sommerlichen Trockenzeiten zur Verfügung zu stellen.

Foto: Agrosope, Gabriela Brändle