Spezies der Woche #123 – Wechselkröte

Die Wechselkröte hat eine besondere Eigenschaft: Sie kann ihr Erscheinungsbild je nach Farbe ihrer Umgebung ändern und heller oder dunkler werdenDie Kröte ist so in Ruhestellung nur schwer zu entdecken. Sie ist aber auch in anderen Belangen sehr wechselhaft. Zum Beispiel kann sie jahrelang an einem Ort wohnen, und auf einmal zieht sie ohne erkennbaren Grund los und wandert kilometerweit, um sich ein neues Zuhause zu suchen.
Was ihr Fressfeinde besonders ärgert: Sie kann sich auch von einem schmackhaften Bissen in eine stinkende, bittere Beute verwandeln. Mittels eines bitteren Sekrets, das sie bei Gefahr über die Haut abgeben kann, wird sie absolut ungenießbar.
 
Verbreitungsstatus in Rheinland-Pfalz
 
Stark gefährdet
Restvorkommen
Haardtrand bis zum Rhein und Neuwieder Becken
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz
Sommer 2022
Lebensraum
Sonnige, sandige Auen und Bördelandschaften, auch temporäre Gewässer, Sand und Kiesgruben
Gefährdung
Lebensraumverlust in Flussauen, Verfüllung von Kleinstgewässern, Düngung
 
Mit einer Gesamtlänge von maximal 90 mm gehört die dämmerungs- und nachtaktive Wechselkröte zu den mittelgroßen Kröten. Charakteristisch für die Art ist eine scharf abgegrenzte grünliche Fleckenmusterung auf dem ansonsten weißlichgrau gefärbten Rücken. Sie frisst vorwiegend kriechende und krabbelnde Insekten wie Regenwürmer, Ameisen, Käfer, Spinnen und Nacktschnecken.
Die westliche Verbreitungsgrenze verläuft entlang einer Linie vom westlichen Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und dem Nordosten Lothringens. Östlich reicht das Areal bis nach Kasachstan, südlich über Nordostitalien bis nach Kreta.
Das Vorhandensein offener, vegetationsarmer bis freier Flächen mit ausreichenden Versteckmöglichkeiten als Landlebensraum, sowie weitgehend vegetationsarme Gewässer, sind Voraussetzung für die Existenz der Art.
Als ausgesprochener Kulturfolger besiedelt die Wechselkröte heutzutage bevorzugt anthropogen geprägte sonnige Habitate wie Erdaufschlüsse (z.B. Sand- und Kiesgruben), vegetationsarme Brach- und Ruderalflächen, Bahndämme sowie Gärten, Äcker und Felder. Wie die Kreuzkröte benötigt auch die Wechselkröte temporäre Kleingewässer, die sich z.T. sehr schnell und stark erwärmen. Nahrungskonkurrenten und Fressfeinde können die Ansiedlung von Wechselkröten verhindern. Als Laichgewässer dienen der Wechselkröte besonnte, vegetationsarme Flachtümpel, aber auch mittelgroße Gewässer und Regenrückhaltebecken in der Weinbergslandschaft.
Heute sind diese Wanderungen für die Kröten gefährlich, da sie oft Straßen überqueren müssen. Außerdem finden sie kaum noch geeignete Lebensräume und sind daher viel länger auf der Suche. Fast alle geeigneten Fließgewässer wurden kanalisiert, Auentümpel und Kiesbänke sind verschwunden. Auch die Intensivierung der Nutzung größerer Gewässer, das Verfüllen kleinerer Gewässer und die Intensivierung der Nutzung der Landlebensräume haben der Wechselkröte trotz ihrer großen Anpassungsfähigkeit stark zugesetzt. Seit der letzten gesamtdeutschen Roten Liste hat sich der Bestand an Wechselkröten, wie auch an Kreuz- und Geburtshelferkröten vor allem durch Lebensraumverlust weiter verschärft.
 
Politisch notwendig:
·        Intensiverer Auenschutz
·        Erhalt von Klein und Kleinstgewässern
·        Gewässerrandstreifen auch bei kleinen Gewässern
·        Straßenneubau nur in absoluten Ausnahmefällen, Ausbau minimieren
 
Bild: Von Umberto Salvagnin – originally posted to Flickr as Green Toad, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11009538