Spezies der Woche #42 – Elwetritsch

Im Pfälzer Wald leben kleine Kobolde, die früher den armen Weinbauern aus manch kniffliger Lage halfen, aber auch manchen Bürger mit ihren Streichen zur Verzweiflung brachten. Dieses kleine Volk, genannt Elwedritsche, gibt es immer noch. Es verzeichnet vitale Bestände im Pfälzer Wald. Rund und um Weihnachten taucht die Elwetritsch immer wieder gern in pfälzischen Erzählungen auf.

Verbreitungsstatus Lebendig, besonders rund um Weihnachten
Restvorkommen Pfälzer Wald, Neustadt, Primasens, Landau, Wernigerode
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz unbekannt
Lebensraum Pfälzer Weinlagen und Weingüter
Bedrohung Jagd, Vollernter, Humorlosigkeit

Die Elwetrisch ist ein  Fabelwesen, und ähnelt einer Kreuzung aus Ente, Gans, Fasan, Fee und Troll. Mit den pfälzischen Auswanderern ist er als invasive Art in die USA eingewandert. Insbesondere im Amish und Pennsylvianan Dutch sind „Elbetrische“ prägnanter Bestandteil von Erzählungen.  Der Kunstmaler Max Slevogt hat als erster Künstler, Elwetritsche als Federzeichnung in einem Gedichtband von Eugen Fried verewigt. Fotos der Elwetritschen sind aufgrund ihrer scheuen Natur nahezu unmöglich anzufertigen.  Die Landauer Tritschologen des Elwetrischen Vereins haben aber im Rahmen der wissenschaftlichen Literaturforschung fünf besondere Unterarten der Elwetrisch beschrieben.

1) Altrheintritsche: Leben vor allem an den Seitenarme des Rheines (Altrhein). Sie erreichen etwa Entengröße. Zwischen den Zehen haben sie Schwimmhäute und ernähren sich von Flechten, Moosen, Schlick, aber auch Insekten wie Schnaken und Bremsen.

2) Burgundertritsche: Ihr Lebensraum sind die Weingärten/Wingertanlagen in Pfalz und Rheinhessen. Sie ist die derzeit größte bekannte Tritschenart und erreicht durchschnittlich Reiher- bis Storchengröße. Die Burgundertritsche ernährt sich von Beeren der verschiedenen Burgunder-Rebsorten wie Grauburgunder, Weißburgunder, Spätburgunder, Frühburgunder in fester, wie auch gerne in flüssiger Form.

3) Böchinger Hangtritsche – otis palatinensis: Im Volksmund wird sie auch „Keschdetritsch“ genannt, da sie sich mit Vorliebe von Esskastanien, Eicheln und Bucheckern ernährt. Besonders sind die bis zu drei Beinpaare, die sie zur Talseite verlängern und zur Hangseite verkürzen kann. Sie hat als einzige Spezies Zähne im Schnabel, die sie zum Pürieren ihrer Nahrung einsetzt. Ihre Eier sind „stachelbewehrt“ (ähnlich wie bei Kastanienhülsen), damit es die Nesträuber nicht zu leicht haben.

4) Chausseegrabentritsche / gemeine Feldtritsche: Sie ist vorrangig in Straßengräben, Abflussrinnen und kleinen Bachläufen anzutreffen. Sie hat nur die Größe eines Rebhuhnes und wird gerne mit ihm verwechselt. Ihr Gefieder ist unscheinbar, grau-braun gesprenkelt. Zu ihren Rückzugsräumen zählen sowohl Büsche, Sträucher, als auch Hecken, wo sie auch hauptsächlich ihre Nahrung findet.

5) Domgartentritsche: Sichtungen im Speyerer Domgarten und Friedhofsanlagen. Ihr Gefieder ähnelt dem des Dompfaffen (Gimpel): auffälliges schwarz-rot. Sie wird aufgrund ihres attraktiven Gefieders besonders stark bejagt.

Die Jagd läuft folgendermaßen ab: Erste Voraussetzung ist eine kalte, klare Vollmondnacht. Die Jagdteilnehmenden versammeln sich schon recht frühzeitig in einem gemütlichen Wirtshaus am Waldesrand. Hier wird dann beraten und getrunken, überlegt und gebechert. Bis um Mitternacht muss dann geklärt sein, wer als Fänger fungiert. Alle anderen sind die Treiber. Der Fänger stellt sich an einer vorher vereinbarten Stelle auf, bewaffnet mit einem stabilen Jutesack und einer Stalllaterne. Die Treiber bilden einen weiträumigen Kreis und jagen unter lautem Geschrei die erschrockenen Elwetritschen aus dem Unterholz auf den Fänger zu. Dann sind sie mucksmäuschenstill und ziehen sich zurück, damit sich die Tiere in aller Ruhe dem geheimnisvollen Sack nähern können. Der Fänger versucht nun, mit den aufreizendsten Gurr- und Balzrufen, die Elwetritschen herbei und in den großen Sack zu locken. Hierbei braucht er große Geduld und Einfühlungsvermögen. So mancher steht dann noch im Morgengrauen und gurrt und trällert, weil er sich nicht getraut, ohne jegliche Beute zurück zu kehren. Die übrigen Mitglieder der Jagdgesellschaft sitzen inzwischen schon lange wieder beim Wein in der Gastwirtschaft und amüsieren sich über die Einfältigkeit des Fängers.

Politisch notwendig:

  • Füße hochlegen, am Dubbeglas nippen und zuschauen

Bild: Von AnRo0002 – Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=72807577

Sehr sehenswert dazu der Beitrag der Landesschau Rheinland-Pfalz