Spezies der Woche # 67 – Maifisch

Wer kennt die Internationale Maifischkommission? Heute niemand mehr; sie bestand auch nur zwei Jahre. Gegründet 1895, war ihr Ziel, dem Rückgang des Maifischbestands entgegenzuwirkenDenn bereits seit 1860 häuften sich Beschwerden über den Rückgang des „Armeleutefisches“ im Rhein. Auch psychologisch war der Fisch wichtig für die Bevölkerung, denn pünktlich zum Maianfang konnte man sich darauf verlassen, dass der Maifisch aus dem Meer in seine Laichgewässer an Rhein, Mosel und Sieg zurückkehrte. Spätestens dann wusste man, dass wieder genug Nahrung bis zum nächsten Winter zur Verfügung steht. Wie häufig der Maifisch gegessen wurde, zeigen die Fangzahlen von 1852: Hier wurden an einem einzigen Tag 23.000 Tiere am Rhein gefangen.
Die Bemühungen der Maifischkommission zur gezielten Vermehrung in sogenannten Kribben waren erfolglos, auch ähnliche Programme der preußischen Regierung wurden 1901 eingestellt.

 

Verbreitungsstatus

Ausgestorben in Rheinland-Pfalz

Restvorkommen

Rhein in NRW, Südosteuropa

Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz

1900

Lebensraum

Meere sowie flache, große Flüsse mit starker Strömung

Gefährdung

Fang, Barrieren, Schifffahrt, Gewässerverschmutzung, Kiesabbau

Zwischen März und Juli hat man die besten Chancen, Maifischen zu begegnen. Lautes Platschen an kiesigen Flussabschnitten in lauen Mai- und Juninächten kann ein Hinweis auf laichende Maifische sein. In den Flussmündungen und Küstengewässern können Maifische ganzjährig beobachtet werden.

Der Maifisch, ein Verwandter des Herings, erreicht mit 40 bis 70 Zentimetern eine stattliche Größe und wird bis zu vier Kilo schwer. Der metallisch glänzende Körper ist am Rücken silbrig blaugrün, Seiten und Bauch sind silbrig weiß und seitlich abgeflacht. Kennzeichnend sind eine tief eingeschnittene Schwanzflosse und ein bis fünf dunkle Flecken hinter dem Kiemendeckel.

Der Maifisch zählt zu den sogenannten anadromen Wanderfischen und verbringt den Großteil seines Lebens im Meer. Ab März, wenn die Temperaturen im Meer und den Flüssen über 11°C ansteigen, versammeln sich Maifische in den Mündungsbereichen und wandern die Flüsse hinauf. Dort können sie sich, im Gegensatz zu anderen Wanderfischarten, an das Süßwasser anpassen. Sie legen bei ihrer Wanderung große Strecken, bis zu 700 Kilometer, zurück. Ihr Ziel sind moderat strömende kiesige Flussabschnitte, wie sie sich an den Innenbögen, an überströmten Kiesbänken oder Mündungen von Zuflüssen finden. Dort laichen sie ab.

Der Fang der Maifische war für die Fischerei und die Gastronomie entlang des Rheins von immenser wirtschaftlicher Bedeutung. Die rigorose Überfischung führte, gemeinsam mit der Errichtung von Wanderhindernissen, der zunehmenden Wasserverschmutzung und der Regulierung der Flüsse, zum Niedergang der Maifischbestände. Besonders dramatisch war die Abfischung der Weibchen vor dem Ablaichen, da dadurch der Nachwuchs ausblieb. Am Rhein und im Großteil des einstigen Verbreitungsgebietes starb der Maifisch bis Mitte des 20. Jahrhunderts aus.

Heute haben sich die Bestände immer noch nicht erholt. 2007 startete das europäische Life+ Programm zur Wiederansiedlung des Maifischs im Rhein. Zwischen 2008 und 2015 wurden über acht Millionen Maifischlarven im hessischen und nordrhein-westfälischen Rheineinzugsgebiet ausgesetzt. 2014 wurden in Philippsburg bei Karlsruhe Jungtiere gefunden, welche vermuten lassen, dass sich die Maifische im Rhein wieder fortpflanzen. Im Juni 2021 wurden auch in Rheinland-Pfalz 500.000 Maifischlarven in Vallendar bei Koblenz in den Rhein gesetzt. Denn man hofft auch in Rheinland-Pfalz auf eine langfristige Rückkehr des Maifischs.

 

Politisch notwendig:

·         Erhöhung der Durchgängigkeit von Flüssen

·         Renaturierung von Flüssen

·         Unterschutzstellung von Laichgebieten

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Bild: Von Krüger – Bibliothèque nationale de France, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10375377