Spezies der Woche #69 – Blaukernauge

Was haben leuchtend blauen Augen, träumende Schmetterlingsforscher und Jugendliche, die lieber woanders wohnen gemeinsam? Das alles beschreibt Merkmale des Schmetterlings namens Blaukernauge. Seine leuchtend blauen Augenkreise und sein elegantes Flattern erinnerte den Schmetterlingsforscher Scopoli 1763 an die Dryaden, die zarten Waldfeen der griechischen Mythologie, so dass er ihm den Artnamen „dryas“ also gab.

 Verbreitungsstatus Ausgestorben in Rheinland-Pfalz
Restvorkommen Alpenvorland, Kyffhäuser, Ost-Brandenburg
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz 1960 in der pfälzischen Rheinebene
Lebensraum Pfeifengraswiesen
Gefährdung Verlust von Feuchtwiesen und Waldsäumen, zu häufige und zu frühe Mahd

Das Besondere an den Blaukernaugen, außer ihren dunkelbraunen Flügeln mit blauen Augenflecken, ist ihr Lebensraumanspruch: sie sind sogenannte Verschiedenbiotopbewohner. Das bedeutet. dass sie in den verschiedenen Entwicklungsstadien (Ei, Raupe, Puppe, Falter) unterschiedliche Biotope bewohnen.

Als Raupe lebt das Blaukernauge gern an hohen Gräsern auf Trocken- und Halbtrockenrasen. Als Falter hingegen verlassen sie diesen Lebensraum und suchen bedeutend nassere Flächen auf. Auf Feuchtwiesen in Nieder- und Zwischenmooren oder Waldlichtungen mit grasiger Bodenvegetation fühlen sie sich wohl und können dort am ehesten gesehen werden. In Deutschland ist das Blaukernauge noch am häufigsten auf Feuchtwiesen, insbesondere Pfeifengraswiesen, im südlichen Teil des Alpenvorlands zu entdecken.

Pfeifengraswiesen sind hochwüchsige Riedwiesen. Sie gedeihen auf nährstoffarmen, lehmigen oder anmoorigen bis torfigen Böden, in denen das Grundwasser fast bis zur Erdoberfläche ansteht. Sie sind durch extensive, späte Mahd zur Gewinnung von Einstreu für Viehställe entstanden. Diese Wiesen reagieren sehr empfindlich auf Düngung, Aufgabe oder Änderung der Bewirtschaftung und Trockenlegung. Eine Düngung dieser Gebiete durch Viehhaltung oder sonstigen Nährstoffeintrag hat oft einen schnellen Rückgang der Blaukernaugenpopulation zur Folge.

Im Raupenstadium sterben die Falter häufig durch zu frühe oder zu häufige Mahd der Gebiete. Abhilfe schaffen hier einmalige, späte Mähtermine. In vorbildlichen Gebieten werden diese gestaffelt durch Landwirtschaft und Naturschutz organisiert, damit nichtganze Landstriche an einem Tag gemäht werden.

Politisch notwendig:

  • Förderung mosaikartiger Biotope und Landwirtschaft
  • Wiedervernässung von Feuchtwiesen
  • Extensive und koordinierte Mahdsysteme

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Bild: Von Zeynel Cebeci – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37513906