Spezies der Woche #81- die Schwarzwurzel

Die Schwarzwurzel, die manche vielleicht als mühsam zu putzendes Gemüse kennen, ist eigentlich eine schöne, winterharte Blütenpflanze. Sie bildet eine zylindrische Rübe aus, die durch die schwarze korkartige Schale gut vor Frost geschützt ist und daher als Wintergemüse geerntet werden kann. Den „Arme Leute Spargel“ isst man besonders gern in den Beneluxländern, Frankreich und den angrenzenden deutschen Regionen.
Verbreitungsstatus in Rheinland-Pfalz
Extrem selten
Restvorkommen
Südpfalz, Rheinhessen
Letzte Sichtung in Deutschland
aktuell
Lebensraum
Trockenrasen
Gefährdung
Überdüngung, Habitatverlust, Nutzungsaufgabe
Die Schwarzwurzel ist aber nicht nur ein Nahrungsmittel, sondern auch ein interessanter Korbblütler. Nach der Saat im Frühjahr bildet sich zunächst im selben Jahr eine Grundrosette mit länglichen Blättern. Diese sind schwach gezähnt und etwa 25 bis 35 cm lang. Bei den angebauten Sorten bildet eine dünne zylindrische Hauptwurzel die bekannte Schwarzwurzel. Im zweiten Jahr treibt die Schwarzwurzel eine schöne Blüte, die leicht nach Kakao duftet. Die Garten-Schwarzwurzel und die vom Aussterben bedrohte Niedrige Schwarzwurzel blühen gelb, die ebenso stark bedrohte Violette Schwarzwurzel blüht – wie der Name schon sagt – purpurrot bis lila. Die Samen aller Schwarzwurzeln ähneln Löwenzahnsamen und werden durch den Wind, aber auch durch Ameisen verbreitet, die die Samen gerne forttragen. Sie sind Dunkel- und Warmkeimer und bleiben nur ein Jahr keimfähig.
Die Schwarzwurzel ist ein wichtiger Bestandteil ihrer speziellen Lebensräume und ihre Blüten dienen als Nahrungsquelle für viele Insekten. Historische Anekdote: im 19. und im beginnenden 20. Jahrhundert wurde mit Schwarzwurzelblättern als Futter für Seidenraupen experimentiert. Man wollte so die heimische Seidenproduktion ankurbeln und später den Kriegsversehrten des Ersten Weltkriegs ein alternatives Einkommen ermöglichen.
Die Violette Schwarzwurzel und die Garten-Schwarzwurzel bevorzugen trockene, sonnige Kalkmagerrasen. Die Niedrige Schwarzwurzel ist nur auf Moor- und Pfeifengrasstreuwiesen zu finden. Überdüngung und der damit einhergehende Verlust von mageren Standorten ist die Hauptgefährdungsursache für alle Schwarzwurzelarten. 1900 waren sie noch flächendeckend von Rheinland-Pfalz bis Brandenburg zu finden. Die auf feuchten Streuwiesen lebende Niedrige Schwarzwurzel wird zusätzlich durch die Aufgabe der extensiven Nutzung und die Entwässerung ihres Lebensraums beeinträchtigt.
Auf keinen Fall dürfen bestehende wilde Bestände gepflückt oder ausgegraben werden: Wilde Vorkommen stehen seit 1987 durch die Bundesartenschutzverordnung unter besonderem Schutz.
Bild: Von H. Zell – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11073063