Spezies der Woche #82 -die Weißwangengans

Ein laut schnatternder Gänseschwarm fliegt über euch hinweg? Dann lohnt sich ein genauer Blick. Manchmal kann man einzelne andersfarbige Gänse unter ihnen entdecken. Das sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Weißwangengänse. Sie nutzen gern den Schutz eines großen Gänseschwarms und fliegen daher mit Graugänsen oder den mittlerweile auch bei uns verbreiteten Kanadagänsen aus ihrer arktischen Heimat zum Überwintern nach Deutschland. Entlang des Rheins kann man sie noch manchmal entdecken.

Verbreitungsstatus in Rheinland-Pfalz

Extrem selten

Restvorkommen

Entlang des Rheins

Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz

aktuell

Lebensraum

Meeresküsten, Auengebiete

Gefährdung

Jagd, Lebensraumverlust

Die Weißwangengans lebt im Sommer in der arktischen Tundra. Den Winter verbringt sie gern in Deutschland, Dänemark oder den NiederlandenSie ist nicht gefährdet, aber selten in Rheinland-Pfalz anzutreffen. Ihre gesamte Population im Nord-Ostesseraum wird mit 1,3 Millionen angegeben. In den letzten zehn Jahren wurde sie 25-mal in Rheinland-Pfalz gesichtet, regelmäßig vor allem in Bobenheim-Roxheim.

Weißwangengänse sind während der Brutzeit paarweise in der arktischen Tundra unterwegs und brüten dann in kleinen Kolonien, oft in der Nähe von Greifvogelhorsten. Ihr Nest bauen sie gern an Klippen und Felswänden und können es meist nur fliegend erreichen.

Sie fressen das Wenige, dass es in der Arktis gibt:  Flechten, Moose, Gräser, junge Triebe, Wurzeln und Knospen. Auf den gedüngten Wiesen entlang des Rheins werden sie regelmäßig ziemlich fett, weil sie sonst keine so nährstoffreiche Nahrung bekommen. So wohlgenährt schaffen sie aber wenigstens den langen Weg zurück.

Die Weißwangengans ist mittelgroß, mit kurzem Hals und kleinem, an der Spitze gebogenem Schnabel. Hals und Kopf sind schwarz, das Gesicht großflächig weiß. Vom schwarzen Hals setzt sich die silbrigweiße Brust scharf ab. Der Rücken ist elegant hell- und dunkelgrau gebändert. Im Flug scheinen die Flügeloberseiten blaugrau. Die Färbung der Weißwangengans erinnert damit ein wenig an einen schwarz-weißen Habit, daher wird sie auch Nonnengans genannt.

Seit in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein vollständiges Jagdverbot verhängt wurde, konnten sich die Bestände der Weißwangengans erholen. Damals gab es in ganz Nordeuropa inklusive Russland nur noch 50.000 Tiere. Heute liegt die Population im gesamten Verbreitungsgebiet vermutlich wieder auf dem Niveau des 19.Jahrhunderts.

Durch die zunehmende Industrialisierung im Baltikum fehlen der Weißwangengans dort die Überwinterungsgebiete an den Küsten und Feuchtgebieten. Deshalb bleibt sie immer länger im Wattenmeer, das sie früher nur als Zwischenstation genutzt hatErwartungsgemäß führt das zu Konflikten mit der Landwirtschaft. Um diese zu lösen, gibt es verschiedene Ansätze. In Schleswig-Holstein schlagen die Naturschutzverbände Duldungs und Vertreibungsgebiete vor. In Duldungsgebieten erhalten Landwirt:innen Ausgleichsgelder, wenn sie die Gänse nicht von ihren Wiesen vertreiben. In Niedersachsen bekommen die Landwirt:innen Ausgleichsgelder, wenn sie Flächen in Natura 2000 Gebieten gänsefreundlich gestalten, unabhängig davon ob eine Gans vorbeikommt oder nicht. In den Niederlanden werden Landwirt:innen für Ernteeinbußen entschädigt. In Dänemark dagegen können sogar Ausnahmegenehmigungen zur Jagd der Gänse erteilt werden. Nach Ansicht dänischer Forscher:innen ist das ein ungeignetes Mittel, um Schäden zu vermeiden.

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Bild: Von Michael Graf – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=106143291