Spezies der Woche #93 – Flussuferläufer

Ein begnadeter Schauspieler am Uferrand? Das ist der Flussuferläufer! Sein eiliger Trippelschritt entlang unverbauter Flussufer ist sein Markenzeichen. Seine Schauspielkünste entwickelt er aber in der Brutzeit: entdeckt er eine potentielle Gefahr für seine Kükenläuft er zu Hochform auf. Dann spielt er verletzter Vogel, leichte Beute“ und torkelt vor dem Beutegreifer her, um ihn von seinen Küken wegzulocken.

Verbreitungsstatus in Rheinland-Pfalz

Vom Aussterben bedroht

Restvorkommen

Natura 2000 Gebiete zwischen Cochem und Wittlich, Selztal und entlang des Rheins zwischen Germersheim und Speyer

Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz

aktuell

Lebensraum

Kiesbänke an Flüsse und Seen

Gefährdung

Gewässerbebauung, menschliche Störung der Brutstätten, Kies- und Sandabbau

Der Flussuferläufer ist eine Zugvogelart, die im April aus Südeuropa und Afrika nach Mitteleuropa zurückkommt. Dabei lässt er sich gern an Kiesbänken von Flüssen nieder, ist aber auch in Kiesgruben, an Klärteichen und  kleineren Tümpeln zu finden.

Der Flussuferläufer steht oft geduckt und leicht vornübergebeugt. Die Beine sind verhältnismäßig kurz, der Schwanz lang. Die Oberseite ist braun, mit feiner brauner und grauer Musterung. Markant ist der weiße Keil zwischen Flügelansatz und Brust des Flussuferläufers. Im Flug ist der weiße Flügelstreif auffällig. Die dunklen Augen sind weiß umrandet.

Auf den Gewässern benachbarten trockenen Wiesen kann man ihn bei der Nahrungssuche beobachten. Flussuferläufer ernähren sich von kleinen Krebsen, Weichtieren, aber auch von Spinnen und Insekten, die sich am Ufer herumtreiben.

Das Nest ist eine mit Gras oder Blättern ausgekleidete Bodenmulde. Meist legen Flussuferläufer vier Eier, die im Mai in den Kies oder Sand gelegt und ca. 21 Tage bebrütet werden. Weil die kleinen weißen Eier den umgebenden Kieseln so ähnlich sind, werden sie häufig versehentlich beim Uferspaziergang zertreten. Kurz nach dem Schlüpfen verlassen die Jungvögel das Nest, um so eventuellen Hochwassern zu entgehen.

Flussuferläufer sind tag- und nachtaktiv, fliegen längere Strecken aber hauptsächlich nachts. Neben dem namensgebenden Lauf am Ufer entlang, erkennt man sie gut am charakteristischen Flug über das Wasser in niedriger Höhe, bei dem sich rasche Flügelschläge mit Gleitphasen mit nach unten abgeknickt gehalten Handschwingen abwechseln.

Aktuell gibt es in Deutschland etwas mehr als 200 Brutpaare. Damit diese weiter wächst, darf es zu keiner Verbuschung der Brutplätze kommt. Ursprünglich hielten die ständigen Umlagerungsprozesse der unverbauten Flüsse die Ufer vegetationsfrei. Aufgrund der Regulierung fast aller Flüsse durch Staudämme, Wehre und Buhnen haben die Lebensräume und somit die Bestände des Flussuferläufers in den letzten Jahren drastisch abgenommen. Außerhalb von Deutschland und den Niederlanden findet ein rapider Rückgang der Art statt. Eine langfristiger Erhalt gilt als unsicher.

Bild: Von Marek Szczepanek – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42793