Green Week im April: Nahwärmenetz Schifferstadt, NABU Rheinauen, MS-Wissenschaft, BASF, EERES Auenprojekt, Hamsterkartierung Haldensleben
Nahwärmenetz Schifferstadt, Montag 11. April
Am 11. April besuchte ich Schifferstadt, um mir das innovative „Kalte Nahwärmenetz“ vorstellen zu lassen. Prof. Thomas Giel von der Hochschule Mainz, Herr Sascha Bub, Leitung Wärme, Kälte, Klima Stadtwerke Schifferstadt und Herr Gerd Baumann, technische Leitung Stadtwerke Schifferstadt erläuterten mir Aufbau und Funktion sowie die Konditionen für die angeschlossenen Haushalte. Das kalte Nahwärmenetz wurde Ende 2016 in Betrieb genommen und versorgt ein Wohngebiet mit 40 Wohneinheiten mit ca. 320.000 kWh Wärme pro Jahr. Mittels 28 Bohrungen wird in 95 m Tiefe Wärme gewonnen und im Netz verteilt. Dabei wird die Wärme auch ans Erdreich abgegeben, dieses dient somit als zusätzlicher Wärmespeicher. Die angeschlossenen Haushalte werden im Winter mit Wärme und im Sommer mit Kälte versorgt; im Haus befindet sich jeweils eine Wärmepumpe, um die notwendige Vorlauftemperatur zu erzielen. Die Wärmepumpen werden mit Ökostrom betrieben; in der Summe werden so im Vergleich zu einer fossilen Wärmeversorgung 87 Tonnen CO2 pro Jahr vermieden. Bürgermeisterin Ilona Volk und die erste Beigeordnete Ulla Behrendt-Roden haben bereits das nächste Projekt in Arbeit. Schifferstadt ist wirklich Vorreiter beim Klimaschutz!
Nicht nur in Schifferstadt, auch in anderen Städten und Kommunen wurden kalte Nahwärmenetze gebaut. Jüngstes Projekt von Prof. Giel ist die Versorgung der durch die Ahrtal-Flut schwer getroffenen Gemeinde Altenburg – so kann aus einer Katastrophe eine Chance werden.
NABU-Zentrum Rheinauen, Dienstag 12. April
Am Dienstagvormittag habe ich den Neubau des NABU-Zentrum Rheinauen in Bingen-Gaulsheim besucht. Seit über 20 Jahren engagiert sich das NABU-Zentrum Rheinauen im Bereich Naturschutzentwicklung und Renaturierung in den Rheinauen Mainz-Bingen. Viele Biotopmaßnahmen (Auwaldentwicklung, Grünlandentwicklung, Entwicklung Gewässer etc.) wurden umgesetzt. Zahlreiche weitere müssten folgen. Leider wird ohne Projekte des NABU in den Rheinauen wenig umgesetzt von dem, was in den Bewirtschaftungsplänen der FFH/Vogelschutzgebiete vorgeschlagen wird. Ab dem Jahr 2024 möchte das NABU-Zentrum Rheinauen zusammen mit dem NABU in BW und NRW und dem NABU-Bundesverband ein Großprojekt im Bundesprogramm Blaues Band (Auenförderprogramm BfN) umsetzen. Die Entwicklung des Projektes läuft seit 3 Jahren. Das Volumen für eine 10-Jährige Laufzeit in RLP wird auf ca. 5 Mio. Euro beziffert.
Das NABU-Zentrum Rheinauen befindet sich in Trägerschaft des NABU Bingen und Umgebung e.V. Die NABU-Gruppe hat das Zentrum im Jahr 1982 am alten Standort „An den Rheinwiesen 5“ ehrenamtlich aufgebaut. Der Neubau am Standort „Mainzer Straße 302“ wurde im März 2022 eingeweiht und kann Di-Fr 9-16 Uhr oder Sa,So 13-17 Uhr besucht werden. Das Zentrum ist an bundesweit relevanten Projekten wie „Lebendiger Rhein – Fluss der tausend Inseln“ (u.a. gefördert von DBU und Umweltministerium RLP); Lebensader Oberrhein (BfN, Umweltministerium RLP etc.) und Kita-NaturbotschafterInnen (laufend; BfN, Umweltministerium RLP) beteiligt.
Weitere Infos findet ihr hier: https://www.nabu-rheinauen.de/
Mess- und Untersuchungsschiff “MS Burgund” im Schiersteiner Hafen bei Wiesbaden. Dienstag 12. April
Am Dienstagmittag habe ich das Mess- und Untersuchungsschiff MS Burgund im Schiersteiner Hafen bei Wiesbaden besucht. Der Abteilungsleiter Wasserwirtschaft im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Andreas Christ hat mich begrüßt und der Abteilungsleiter „Gewässerschutz“ im Landesamt für Umwelt, Rheinland-Pfalz Dr. Jochen Fischer mir mehr über das Schiff und seine Aufgaben erzählt. Es ist als “schwimmende Messstation” auf Rhein, Mosel und Saar einsetzbar und dient für Fachgruppen, politische Gremien und die interessierte Öffentlichkeit als “Informationsplattform” hinsichtlich der Aufgaben und Erfolge der rheinland-pfälzischen Wasserwirtschaftsverwaltung. Auch im Bereich Umweltbildungs-Angebote für Schulen spielt das Schiff eine große Rolle.
Highlight des Besuchs war die Laborführung und Begehung der MS Burgund mit Frau Dr. Barbara Deutsch, der Leiterin der rheinland-pfälzischen Messstationen im Landesamt für Umwelt, Rheinland-Pfalz.
Mehr Informationen finden Sie hier: https://wasser.rlp-umwelt.de/servlet/is/1148/
BASF in Ludwigshafen, Mittwoch 13. April
Am Mittwoch war ich zusammen mit Michael Bloss MdEP, Elke Zimmer MdL BW, Susanne Aschhoff MdL BW und Fabian Ehmann MdL RLP bei der BASF in Ludwigshafen.
Bei einer Werksrundfahrt konnten wir die Pilotanlage der Methanpyrolyse besichtigen. Nach der Pilotphase soll in großem Stil mit Erneuerbaren Energien „türkiser Wasserstoff“ aus Biomethan erzeugt werden. Das ist zwar bilanziell Klimaneutral, aber die Mengen an Biomethan, die in Zukunft zur Verfügung stehen sind begrenzt und wenn weiter fossiles Erdgas verwendet wird, gibt es das Problem der Methan-Leckage in den Lieferketten, was die Klimabilanz leider verschlechtert. Die Alternative wäre die Herstellung von „grünem Wasserstoff“ mittels Wasserelektrolyse, was aber aktuell fünfmal mehr Strom benötigt als die Methanpyrolyse. Die BASF möchte erst einmal beide Technologien weiter entwickeln und wird in Zukunft wahrscheinlich auf einen Mix der beiden Herstellungsarten setzen.
Nach der Werksrundfahrt haben Felix Seebach, Leiter der Abteilung Energie und Klimapolitik und Dr. Thomas Riede, Senior Project Energy Transformation Ludwigshafen uns die Klimastrategie der BASF vorgestellt. Für die Umstellung der energieintensiven Prozesse der Chemieindustrie werden in den nächsten Jahren enorme Mengen an Erneuerbaren Energien benötigt. Dazu baut die BASF selbst auch einige Offshore-Windparks, aber wir müssen insgesamt mehr in den Ausbau der Erneuerbaren Energien investieren und auch den Netzausbau weiter voranbringen. Auch Themen wie EU-ETS (EU Emissionhandel), CBAM (Carbon Boarder Adjustment Mechanism = Kohlenstoffsteuer an den EU-Außengrenzen), CCfD (Carbon Contracts for Difference = Branchen und Unternehmen erhalten Betriebs- und Investitionskostenzuschüsse für den Einsatz CO2-armer Technologien. Dabei werden ihre zusätzlichen CO2-Vermeidungskosten berücksichtigt) wurden in der Diskussion abgesprochen. Insgesamt sind die Klimaziele der BASF ambitioniert, aber die Klimaneutralität 2050 ist eindeutig zu spät. Da sollte die BASF in den nächsten Jahren nochmal eine Schippe drauf legen.
Mehr Informationen finden Sie hier: https://www.basf.com/global/de/who-we-are/sustainability/we-produce-safely-and-efficiently/energy-and-climate-protection/climate-protection-goal.html
EERES Ökosystemforschung Anlage Eussenthal, der Universität Koblenz-Landau, Mittwoch 13. April
Am 13. April besuchte die EERES Ökosystemforschung Anlage in Eußerthal, eine Außenstelle der Universität Koblenz-Landau. Jahrzehntelang wurden in der Anlage Fische gezüchtet, jetzt werden die Weiher als Mesokosmensysteme zur Untersuchung der Biodiversitätsentwicklung in Gewässern und Auengenutzt. Professor Ralf Schulz, Dr. Thomas Schmidt und Dr. Tanja Joschko forschen am Einfluss von Pestiziden auf Auensysteme und zeigten mir die erfolgreiche Nachzucht von Schlammpeitzgern. Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts Sulzbachrenaturierung (ebenfalls auf dem Gelände) zeigt, wie stark der positive Einfluss der Renaturierung nicht nur auf das Gewässer selbst, sondern auch auf die angrenzenden Bereiche ist. Der Standort Eußerthal dient aber nicht nur der Erforschung von Auenökosystemen im Bereich Biodiversität, Stoffströme und Wasser-Landbeziehungen, sondern auch als Nature-Lab zur Umweltbildung für Kinder und Erwachsene.
Mehr Informationen und einen virtuellen Rundgang finden Sie hier: https://www.uni-koblenz-landau.de/de/landau/fb7/umweltwissenschaften/eeres
Hamster-Stammtisch in Haldensleben, Donnerstag 14. April
Am 14. April besuchte ich wieder einmal den Kreisverband Börde in Haldensleben. Nachdem ich letzten August auf den abgeernteten Feldern bei der Hamsterkartierung mitmachen durfte, konnte ich diesmal die „Hamstermutterzellen“ besichtigen. In diesen Gebieten sät der Landwirt Kai Brögemann Getreide, erntet es aber nicht, sondern lässt es für die Hamster als Nahrung stehen. Außerdem werden Heckenstrukturen für die notwendige Deckung und ein Zaun zum Schutz vor Füchsen angelegt.
In Hillersleben habe ich die Kläranlage besichtigt, die einen Teil ihrer Energie aus einem Wasserrad, einer PV-Anlage und der Nutzung des Faulgases bezieht. Mit dem Geschäftsführer des Kommunalservice Börde, Herrn Voigt, habe ich mich danach zur “Green vehicle directive” ausgetauscht.
Schließlich fuhren wir noch auf den „Eulenberg“ nahe Magdeburg, der im Eilverfahren als Industriegebiet ausgewiesen wurde – ohne dass die notwendigen Kartierungen vorgenommen, geschweige denn Ausgleichsmaßnahmen festgesetzt wurden. Hier wird der grüne Landtagsabgeordnete Olaf Meister dranbleiben müssen, damit nicht – wieder einmal – die Natur das Nachsehen hat.