Spezies der Woche #103 – Raubwürger

Der Raubwürger sitzt wie ein echter Greifvogel auf exponierten Sitzwarten und beobachtet seine Beute. Dass er viel kleiner ist als ein Bussard oder ein Milan, scheint den Raubwürger nicht zu beeindrucken, er ist ein echter Jäger. Wegen seines geschickten Jagdverhaltens entstand der Mythos, der Raubwürger sei ein geschrumpfter Raubvogel. Davon kann keine Rede sein; biologisch betrachtet gehört der Raubwürger zu den Sperlingsvögeln.

Verbreitungsstatus in Rheinland-Pfalz Vom Aussterben bedroht
Restvorkommen Rhön, Sachsen, Niedersachsen
Letzte Sichtung in Rheinland-Pfalz aktuell
Lebensraum halboffene Landschaften in hügeliger Umgebung mit benachbarten Feuchtgebieten.
Gefährdung Ausgeräumte Landschaft, intensive Landwirtschaft, Schädlingsbekämpfung

Der Raubwürger liebt Wühlmäuse und ist daher bei vielen Gärtnerinnen und Gärtnern ein seltener, aber gern gesehener Gast. Nach der Jagd spießt er die Beute oft auf Dornen auf oder klemmt sie in Astgabeln als Vorrat für Schlechtwetterphasen. Während der Balzzeit neigen die Raubwürger dazu, besonders viele Vorräte anzuhäufen, um die Weibchen zu beindrucken.

Beim Raubwürger handelt es sich um einen etwa amselgroßen grauen Vogel mit schwarzer Maske. Im charakteristischen Flugbild sieht man seine unterseits weitgehend weißen Flügel und den weißen Bauch sowie den langen, rautenförmiger Schwanz mit weißem Rand. Die Männchen können durch ihre kräftigere Färbung und ihren dunklen Schnabel von den Weibchen unterschieden werden, sie sind auch etwas kleiner und leichter als die Weibchen.

Raubwürger sind in halboffenen Landschaften wie Moorgebieten, Weideflächen oder Zwergstrauchheiden zuhause. Entscheidend ist der Wechsel aus offenen Bereichen und einzelnen Gebüschen, Sträuchern oder Bäumen, die als Ansitzwarte oder Niststätte dienen können. Sein Nest baut der Raubwürger sonnenexponiert auf Bäumen, häufig auf Obstbäumen oder in höheren, idealerweise dornigen Sträuchern oder Hecken. Weil sie große, weite Flächen mögen, findet man sie häufiger auf Truppenübungsplätzen und aufgelassenen Tagebauen. Entsprechend liegt das einzige bekannte Brutvorkommen des Raubwürgers in Rheinland-Pfalz auf dem Truppenübungsplatz Baumholder. Die beiden Schwesterarten des Raubwürgers, Rotkopfwürger und Schwarzstirnwürger, sind in Rheinland-Pfalz bereits ausgestorben.

Der europäische Bestand, mit Schwerpunkten in Russland, wird auf ca. 300.000 Brutpaare geschätzt; der Raubwürger wird auf der europäischen Roten Liste als gefährdet eingestuft; mit weiter abnehmender Tendenz. In Rheinland-Pfalz lag der Bestand bereits Anfang der 1990er Jahre bei nur 80  100 Brutpaaren. Auch im benachbarten Saarland wurde der Bestand auf weniger als 50 Brutpaare geschätzt. Der Raubwürger ist in Rheinland-Pfalz heute ein seltener Brut- und Jahresvogel. Die meisten der 68 Meldungen in Rheinland-Pfalz beziehen sich auf Durchzügler und Wintergäste aus anderen Regionen. und gab es schon im Naturschutzgebiet Ebenberg bei Landau,

Neben Erhalt und Schutz der wenigen bestehenden Brutgebiete könnten durch die Extensivierung der Landwirtschaft ehemalige Habitate wieder entstehen. Immer mehr befestigte Wege in der Landschaft bringen Autos, landwirtschaftliche Maschinen und Menschen, die brütende Raubwürger stören. Eine Vergößerung ungestörter Gebiete würde dem Raubwürger sehr helfen. Wenn es dann noch mehr Büsche, Bäume und Hecken zwischen den Feldern und Wiesen gäbe und die Insektenvielfalt durch reduzierten Dünger und Biozideintrag erhöht würde, könnten sich viele Menschen über die Rückkehr des kleinen Beutegreifers freuen.

Politisch notwendig:

·         Reduktion von Feldwegen, um größere, ungestörte Inseln zu schaffen

·         Extensivierung der Landwirtschaft

·         Erhöhung der Insektenvielfalt

Foto : Von Smudge 9000 from North Kent Coast, England – Great Grey Shrike, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42872421

Hier geht es zu weiteren spannenden Spezies der Woche