Spezies der Woche #107 – Grünlaubsänger

Im Juni kann man mit viel Glück einen ganz besonderen Sommergast in Deutschland beobachten. Der Grünlaubsänger verbringt die meiste Zeit in seinem Überwinterungsgebiet Indien. Er brütet  jedoch in der kühlen Taiga, von der Ostsee bis nach Ostsibirien, und auf dem Weg dorthin fliegen manche Grünlaubsänger einen größeren Bogen und streifen dabei Deutschland. Offenbar gefällt es manchen Grünlaubsängern hier so gut, dass sie die Reise abbrechen und bei uns brüten. Als Erstes haben das Grünlaubsänger vor etwa 60 Jahren im Westerwald getan; gesicherte Brutnachweise gibt es auch von der Insel HelgolandDennoch ist der Grünlaubsänger bei uns ganz selten. Die besten Chancen auf eine Sichtung  hat man im Harz oder in strukturreichen Wäldchen und baumreichen Gärten an Ost- und Nordsee.

Verbreitungsstatus in Deutschland extrem selten
Restvorkommen Harz, Helgoland,
Letzte Sichtung in Deutschland Aktuell
Lebensraum Misch und Laubwälder mit altem Baumbestand
Gefährdung Ungefährdet

Der Grünlaubsänger wird etwa 10 bis 11 cm groß. Das Gefieder am Rücken ist graugrünlich, die Unterseite ist hellgrau. Auffallend sind der ausgeprägte helle Überaugenstreif und der dunkle “Zügelstreif”. Für den Zeitraum 2005 – 2009 wird für Deutschland ein Gesamtbestand von 2 -10 Revieren angenommen, Tendenz leicht steigend. Seit 2015 kommt er sogar in der Schweiz vor; auch in Großbritannien wurde er schon gesichert. Warum der Grünlaubsänger seine Wanderrouten immer häufiger nach Westen ausweitet, ist unklar.

Wie alle Laubsänger ist der Grünlaubsänger sehr agil und arbeitet sich auf der Nahrungssuche oft durch dichtes Geäst. Er besiedelt Misch- und Laubwälder mit altem Baumbestand und liebt hoch aufragende Singwarten. Durch seine graugrüne Färbung ist er perfekt getarnt. Sein Nest baut der Grünlaubsänger kugelförmig, mit einer seitlichen Öffnung, in einer Nische, einer kleinen Höhle oder einer Abbruchkante im Felsen, selten auch direkt am Boden im Wurzelbereich eines Baumes. Immer ist das Nest gut versteckt und wird sogar mit Moos und kleinen Halmen überdacht. Die Nahrung des Grünlaubsängers besteht aus kleinen Insekten, Spinnen und Schnecken.

Obwohl der Grünlaubsänger viel Mühe in Tarnung und Versteck investiert, verrät ihn eine Sache doch recht regelmäßig – sein variantenreicher Gesang. Verschiedene, mitunter komplizierte Elemente werden spitz und schnell hintereinander vorgetragen, wobei auch die Tonhöhe immer wieder wechselt. Manchmal imitiert er auch den Gesang anderer Vogelarten z. B. von Zaunkönigen und Girlitzen. Diese fühlen sich provoziert und versuchen ihn mit Verfolgungsflügen aus ihrem Revier zu vertreiben. Um den zornigen Nachbarn zu besänftigen, beginnt der Grünlaubsänger einfach eine andere Melodie und alle sind zufrieden.

Foto : Von Francesco Veronesi from Italy – Greenish Warbler -Thailand_S4E7973, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58466058

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