Spezies der Woche #134 – Braune Zangenlibelle

Die Braune Zangenlibelle hat die Forschung vor ein Rätsel gestellt. Wieso gibt es die seltene Braune Zangenlibelle in der spanischen Stadt Sevilla so häufig, obwohl es keine geeigneten Entwicklungsgebiete gibt und sich die erwachsenen Libellen normalerweise maximal vier Kilometer vom Ort ihres Schlupfes entfernen? Die Lösung ist verblüffend. Ein Bewässerungskanal, der vor allem Reisfelder rund um Sevilla mit Wasser aus dem Guadalquivir im Nordosten der Region bewässert, saugt die Libellenlarven regelrecht an und verteilt sie auf die Felder. Dort entwickeln sie sich zu erwachsenen Libellen und fliegen irgendwann durch Sevilla.
 
Verbreitungsstatus in Europa
 
gefährdet
Restvorkommen
Spanien, Marokko, Algerien
Letzte Sichtung in Europa
unbekannt
Lebensraum
Strömungsarme, sandige und kiesige Bäche und Flüsse in wüstenartiger Umgebung
Gefährdung
Zu geringe Wasserstände, Insektizide, Klimwandel

 

Die Braune Zangenlibelle ist in Europa sehr selten anzutreffen und kommt nur an wenigen Standorten vor. In Nordafrika ist die Art entlang der westlichen Mittelmeerküste etwas weiter verbreitet, jedoch alles andere als häufig. Bekannte Vorkommen in Europa liegen in Südspanien entlang einer Strecke von rund 450 km an den Flüssen Guadalquivir und Guadiana Menor.

Die Braune Zangenlibelle ist die kleinste und hellste Zangenlibelle Europas. Sie ist etwa nur 45 mm lang und erreicht eine Flügelspannweite von maximal 54 mm. Die Körperfarbe ist bei beiden Geschlechtern meist hellbraun, beige, elfenbein- bis sandfarben, selten auch ins Rotbraune übergehend. Die Flügelmale sind hellbraun bis beige.
Die Braune Zangenlibelle besiedelt strömungsarme Zonen sandiger bis kiesiger Bäche und Flüsse in wüstenähnlichen Landschaften. Es wird vermutet, dass die Art kleine Tümpel bevorzugt, welche beim Trockenfallen von Fließgewässern übrig bleiben. Die Braune Zangenlibelle hält sich bevorzugt auf sandigem Boden aufwo sie optimal getarnt vollständig mit dem Untergrund verschmilzt. Oft sieht man sie erst, wenn man sie versehentlich aufgescheucht hat.
Allerdings sind die Bestände Brauner Zangenlibellen, wie die vieler anderer Insekten, deutlich zurückgegangen. Selten werden heute mehr als drei adulte Tiere gleichzeitig beobachtet. Dabei sind die Larven eigentlich nicht besonders anspruchsvoll. Sie können auch bei schlechter Wasserqualität gut überleben und ein Salzgehalt von bis zu 7,9 % scheint ihnen nichts auszumachen. Ein Grund für den Rückgang könnte besagter Bewässerungskanal sein. Er saugt nicht nur die Larven an und verteilt sie in neue Gebiete, er verändert auch die Wasserstände auf drastische Weise. In der Bewässerungssaison sinkt der Wasserstand täglich schnell um mehr als 30 cm. Das sorgt dafür, dass Eier und Larven, die sich im Wasser entwickeln, nicht mehr feucht gehalten werden und in der Sonne vertrocknen. Auch die auf den Reisfeldern genutzten Insektizide setzen der Art stark zu. Durch den Klimawandel fallen kleine Nebengewässer dazu häufiger trocken, sodass es für Braune Zangenlibellen immer schwieriger wird, die lange Entwicklungszeit von bis zu zwei Jahren vom Ei zur Libelle zu überstehen.
 
Politisch notwendig:
·        Bewässerungsmanagement, das auf Arten Rücksicht nimmt
·        Pestizidreduktion
·        Schnelle und effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel