Spezies der Woche #143 – Quendel-Ameisenbläuling

Glück muss man haben! Das gilt auch für Quendel-Ameisenbläulinge. Deren Raupen lassen sich in einem gewissen Alter auf den Boden fallen, in der Hoffnung, von einer Knotenameise gefunden zu werden. Ameisenbläulingsraupen blasen ihren Körper nämlich so auf, dass sie wie Ameisenlarven aussehen. Überdies geben sie Duftstoffe ab, die denen der Ameisenlarven ähneln. Mit diesem Trick überlisten sie die Knotenameisen, die die Raupe für verlorene Brut halten und in den Bau tragen. Dort wird sie von den Ameisen versorgt und frisst undankbarerweise sogar die echten Ameisenlarven. Lässt sich die Raupe aber vor die falsche Ameise fallen, hat ihr letztes Stündchen geschlagenDenn nur die Säbeldornige Knotenameise lässt sich vom Quendel-Ameisenbläuling täuschen, für andere Ameisen sind die Raupen willkommenes Futter.
 
Verbreitungsstatus in Europa
 
gefährdet
Restvorkommen
Alpenraum, Kaiserstuhl
Letzte Sichtung in Europa
aktuell
Lebensraum
Kurze, meist beweidete Magerrasen
Gefährdung
Lebensraumverlust, zu intensive oder aufgegebene Landwirtschaft, Fragementierung der Lebensräume, Nährstoffeintrag
Der Quendel-Ameisenbläuling sieht anderen Ameisenbläulingen sehr ähnlich. Sein Erkennungszeichen sind seine blauen Flügelunterseiten. Die Flügeloberseiten sind bei allen Bläulingen blau, bei anderen Ameisenbläulingen, wie dem Lungenenzian-Bläuling, den wir hier schon einmal vorgestellt haben, sind die Unterseiten jedoch nur grau-braun.
Der Quendel-Ameisenbläuling ist als erwachsener Falter nicht sehr wählerisch bei seiner Futterpflanze. Die Eier jedoch werden ausschließlich auf Thymian oder Quendel abgelegt. Wo diese Pflanzen wachsen, fühlt sich auch die Knotenameise wohl.  
Für das Überleben des Quendel-Ameisenbläulings sind aber nicht nur die Knotenameisen wichtig, sondern auch Kaninchen und Weidetiere. Offene Bodenpartien wie Wühlstellen von Kaninchen, Trittschäden von Weidetieren oder flachgründige, steinige Stellen sind ideale Keimbetten für Thymian und Quendel und bieten das richtige Mikroklima für die Ameisenhügel der Knotenameise.
In Bayern ist ein deutlicher Arealrückgang festzustellen, bis hin zum Erlöschen regionaler Vorkommen (z.B. im Nordosten Bayerns und in Südbayern außerhalb der Alpen). Zahlreiche der kleinen Vorkommensgebiete sind aktuell nur durch wenige Nachweise belegt. In den nächsten Jahren sind weitere Arealeinbußen zu befürchten, zumal bei den meisten Vorkommen nur wenige Individuen gefunden wurden. Die Habitate verschwinden zum einen durch Intensivierung der Nutzung (Düngung, Mahd, Überweidung) und zum anderen durch Aufgabe der Nutzung (insbesondere Schafbeweidung) und nachfolgende Sukzession. Weil die Säbeldornige Knotenameise zwar recht wehrhaft klingt, aber schnell von konkurrierenden Ameisenarten verdrängt wird, müssen Habitatstruktur und Mikroklima perfekt für die Ameise passen. Nur dann kann auch der Quendel-Ameisenbläuling überleben.
Politisch notwendig:
·         Erhalt und Renaturierung der Lebensräume
·         Förderung von angepasster Weidetierhaltung
·         Förderung von angepasster Mahd
 
Foto: Von Carsten Siegel – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=121737315