Spezies der Woche #135 – Moorbirke

Zu meiner großen Freude ist die Moorbirke Baum des Jahres 2023! Ich kämpfe ja seit Jahren für den Erhalt und die Wiederherstellung von Mooren und Feuchtgebieten, da kommt so eine Auszeichnung gerade zur rechten Zeit. Die Moorbirke ist aber auch eine Art natürliches Vorbild für das Heizen mit Biomasse. Verbrannt im eigentlichen Sinne wird hier allerdings nichts. Doch wenn es der Moorbirke in ihrem kühlen Lebensraum wirklich zu kalt wird, nämlich kälter als – 40 °Cwandelt sie gespeicherte Stärke zu Öl um. Dabei entsteht Wärme, die die Birke vor Frostschäden schützt.
 
Verbreitungsstatus in Europa
 
Nicht gefährdet
Restvorkommen
Mittel- und Nordeuropa, Russland, Asien
Letzte Sichtung in Europa
aktuell
Lebensraum
Sonnige Moorrandgebiete, geschädigte Hochmoore
Gefährdung
Trockenlegung von Mooren
 
Die Moorbirke gilt als die nördlichste Baumart Europas. In den nordischen, den sogenannten borealen Wäldern, ist sie eine der wenigen waldprägenden Baumarten bis hin zu reinen Moor-Birkenwäldern. In unseren Breiten ist eher die Sandbirke verbreitet. Sie ist ebenfalls eine sehr anspruchslose Pionierbaumart, die karge Gebiete schnell besiedelt. So robust wie die Moorbirke ist sie allerdings nicht.
Die Moorbirke kann bis zu 150 Jahre alt und im Flachland bis zu 30 Meter hoch werden. In der Nähe der Baumgrenze wächst sie aber nur als niedriger Strauch. Im Unterschied zur Sandbirke ist die glatte Borke bei der Moorbirke anfangs dunkel rötlich-braun gefärbt und wird erst mit zunehmendem Alter heller und schließlich gräulich-weiß. Ihre jungen, rotbraunen Triebe sind im Gegensatz zu denen der Sandbirke mit Härchen besetzt, die später abfallen. Junge Moorbirken-Laubblätter duften aromatisch und sind ebenfalls – besonders entlang der Blattadern – flaumig behaart.
Die Moorbirke ist für zahlreiche Arten das entscheidende Lebensraumelement. Darunter sind zwei nach ihr benannte Arten, die nach europäischem Recht geschützt sind: die Birkenmaus und das Birkhuhn. Beide Arten brauchen magere Standorte mit einem Wechsel von offenen Bereichen und Moorbirken-Pionierbewuchs. Unter den Käfern hat die Moorbirke viele und auch einige spezialisierte Liebhaber. Bevorzugt und zum Teil ausschließlich an Moorbirken leben außerdem Zikaden, Wanzen, pflanzenfressende Sägewespen und Schmetterlinge. Ferner kommt eine ganze Reihe von Pilzen besonders an Birken in Hochmooren vor.
Die Moorbirke selbst ist nicht gefährdet, aber ihr Lebensraum, die Moorwälder. Dieser geschützter Lebensraumtyp leidet vor allem unter Stoffeinträgen aus der Luft, Trockenlegung und Zerschneidung.
 
Politisch notwendig:
·        Wiedervernässung von Mooren
·        Pufferzonen um Moore
·        Aufbau eines Netzes von effektiven Verbindungen natürlicher Lebensräume
Foto: Von Orcaborealis – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4573713