Spezies der Woche # 136 – Rhône-Streber

Rhône-Streber gehören zur Familie der Barsche, sind aber eine eigenständige Art, die es nur in der Rhône und ihren Nebenflüssen gibt. Dieses Gebiet hatte vor 2,5 Millionen Jahren noch eine Verbindung mit der Donau. Die Donau-Barsche schwammen also auch im Rhônebecken. Am Ende des Pliozäns, am Übergang von der Warmzeit ins Eiszeitalter, wurden die Flüsse voneinander getrennt, und die in der Rhône verbliebenen Barsche bildeten eine eigenständige Art aus. In der Rhône und ihren Nebenflüssen Loue, Saône oder Doubs gab es noch vor hundert Jahren große Vorkommen des  Rhône-Strebers. In der Schweiz wird der Fisch auch „König der Doubs“ genannt. Leider ist er heute vom Aussterben bedroht.
 
Verbreitungsstatus in Europa
 
Vom Aussterben bedroht
Restvorkommen
unbekannt
Letzte Sichtung in Europa
2018
Lebensraum
Klare Fließgewässer im  Rhônebecken
Gefährdung
Staudämme, Wasserverschmutzung, Trockenfallen von Gewässern
 
Der Rhône-Streber wird bis zu 22 cm lang und 100 Gramm schwer. Der wenig ansehnliche Fisch fällt vor allem durch seine verhältnismäßig großen Augen auf. Der tagsüber träge Rhône-Streber ist ausschließlich nachtaktiv. Er lebt auf dem Grund von Gewässern in 30 bis 80 Zentimetern Tiefe mit mäßiger Strömung und ernährt sich von bodenlebenden Tieren aller Art. Die Rhône-Streber-Weibchen laichen im März und April, meist nur ein einziges Mal in ihrem dreieinhalbjährigen Leben.
Französische Forschende haben die drei letzten Populationen des Rhône-Strebers in Frankreich genauer untersucht und bei zwei Populationen eine geringe allelische Vielfalt festgestellt. Diese Fische sind sich also genetisch sehr ähnlich und können sich kaum noch an veränderte Umweltbedingungen anpassen. Die genetische Vielfalt ist vermutlich so stark reduziert, weil die wenigen übrig gebliebenen Fische alle eng miteinander verwandt sind. Eine dritte Population ist zum Glück noch relativ groß und stabil. Hier konnte man eine doppelt so hohe allelische Vielfalt feststellen. Dieser Population sprechen die Forschenden ein höheres Potenzial für ein langfristiges Überleben zu.
Der Grund für den starken Rückgang des Rhône-Strebers ist die seit 1930 erheblich angestiegene Fragmentierung des gesamten Rhône-Systems durch den Bau von Staudämmen. Das sehr kleine verbliebene Verbreitungsgebiet von insgesamt weniger als 10 km² ist auf vier nicht miteinander verbundene Bereiche zerteilt. Wasserverschmutzung und Wasserentzug setzen der Art, die auf sehr saubere Flüsse angewiesen ist, zusätzlich zu. Leider war auch das fünfjährige Besatzprogramm, mit dem bis 2009 weitere Flüsse wieder besiedelt werden sollten, nicht erfolgreich. Vor allem müssen die starken, durch die Wasserkraftwerke verursachten künstlichen Wasserstandsschwankungen reduziert werden. Diese sind für Jungfische tödlich und stellen ein großes Hindernis für eine natürliche Fortpflanzung dar.
Für die Fischerei hat der RhôneStreber keinerlei Bedeutung. Er ist aber ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems und ein Indikator für den Gewässerzustand. Daher fordert unter anderem der Schweizerische Fischerei-Verband seit längerem Maßnahmen, um den RhôneStreber vor dem Aussterben zu bewahren.  
 
Politisch notwendig:
·        Reduktion der starken künstlichen Wasserschwankungen
·        Verbesserung der Durchwanderbarkeit von Flüssen
·        Verringerung der Schadstoffeinträge in Gewässer